Der Rainfarn (Tanacetum vulgare L., Synonym: Chrysanthemum vulgare (L.) Bernh.), auch Wurmkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wucherblumen (Tanacetum) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).
Merkmale
Der Rainfarn ist eine stark wuchernde, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 160 Zentimetern. Er bildet ein Rhizom und wurzelt bis 90 Zentimeter tief. Die oberirdischen Pflanzenteile duften stark aromatisch. Der Stängel ist im oberen Bereich verzweigt.
Von den wechselständig angeordneten Laubblättern sind die unteren Laubblätter gestielt und die oberen sitzend. Die dunkelgrüne Blattspreite ist im Umriss eilanzettlich und ist fiederteilig mit spitzen, eingeschnitten gesägten Abschnitten.
Die Blütezeit reicht meist von Juni bis September. Seine gelben Blütenköpfchen in einer schirmförmigen Rispe. Die Blütenkörbchen enthalten etwa 100 zwittrige Röhrenblüten. Die leuchtendgelben Röhrenblüten sind bis zu 2,3 Millimeter lang. Zungenblüten fehlen.
Der Rainfarn ist eine ausdauernde, wintergrüne Halbrosettenpflanze. Er ist ein Kriechwurzler, das heißt seine vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Ausläufer.
Die Blüten sind vorweibliche, strahlenlose „Körbchenblumen“. Alle Blüten sind zwittrig. Wegen der nur 1 Millimeter langen Kronröhre ist der Nektar allen Besuchern leicht zugänglich; deshalb werden die Blüten reichlich von Insekten aller Art besucht. Jedoch wird vor allem Pollen angeboten.
Die Früchte sind Wind- und Tierstreuer; auch Wasserhaftausbreitung ist möglich. Fruchtreife ist von August bis Oktober
Vom Weidevieh wird der Rainfarn verschmäht.
Wirtspflanze
Der Rainfarn ist die Futterpflanze einer Reihe von Raupen. Insbesondere finden sich am Rainfarn Raupen des Rainfarn-Mönchs Cucullia tanaceti, des Smaragdspanners Antonechloris smaragdaria, sowie anderer Spanner und Eulenfalter. Die Sackträgermotte Coleophora tanaceti ist ganz auf den Rainfarn spezialisiert. Im Stängel des Rainfarns leben die Raupen der Palpenmotte Isophrictis striatella.
Mehrere Käfer-Arten leben am Rainfarn, darunter der Rainfarn-Schildkäfer Cassida stigmatica, der Rainfarn-Blattkäfer Galeruca tanaceti und der Gefleckte Langrüssler. Daneben gibt es noch die Rainfarn-Weichwanze Megalocoleus tanaceti. Die Erzwespe Torymus tanaceticola parasitiert in den Gallen des Rainfarns. Gallen am Rainfarn werden auch von der Gallmilbe Aceria tuberculata gebildet.
Die Larven der Minierfliegenarten Liriomyza tanaceti und Phytomyza tanaceti, minieren die Blätter des Rainfarns. Der Rostpilz Puccinia tanaceti befällt den Rainfarn mit Uredien und Telien.
Vorkommen
Der Rainfarn hat eine eurasische Verbreitung. Er ist in Mitteleuropa häufig. Er ist ein Neophyt in den gemäßigten Gebieten der übrigen Erdteile.
Der Rainfarn wächst häufig und „gesellig“ in staudenreichen Unkrautfluren, an Wegen, Schuttplätzen, Dämmen, gern an Brandstellen, auch an Ufern (Stromtalpflanze), auf sommerwarmen, nicht zu trockenen, nährstoffreichen, schwach basisch bis basischen, humosen Böden. Nach Ellenberg ist er eine Lichtpflanze, subozeanisch verbreitet, ein Frischezeiger, mäßig stickstoffreiche Standorte anzeigend und eine Klassencharakterart ausdauernder Stickstoff-Krautfluren (Artemisietea vulgaris). Nach Oberdorfer ist er in Mitteleuropa eine Charakterart des Artemisio-Tanacetetum aus dem Verband Dauco-Melilotion, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Verbände Arction oder Chenopodion rubri vor.
Verwendung
Die stark duftenden Blätter sowie die Blüten des Rainfarns, die insektenabweisende Wirkstoffe enthalten, wurden früher ausgestreut, um Ungeziefer fernzuhalten. Rainfarn wurde auch angepflanzt, um den Kartoffelkäfer zu vertreiben. Getrockneter Rainfarn wird in der Imkerei als Rauchmittel verwendet. Einige Sorten werden als Zierpflanze verwendet.
Färbepflanze
Der Rainfarn wird auch als Färbepflanze verwendet. Die Blütenkörbchen des Rainfarns ergeben zusammen mit dem Beizmittel Alaun einen dunkelgelben Farbton. Für die Beize werden 12 bis 20 g Alaun auf 100 g Wolle genommen. Dunkelgrün wird die Färbung mit einer Alaunvorbeize, Eisensulfat-Nachbeize und Ammoniak-Entwicklungsbad. Man braucht etwa 400 g frische „Blüten“ für 100 g Wolle.
Historische Verwndung
In antiken Schriften ist der Rainfarn nicht zu finden. Die erste schriftliche Überlieferung findet sich im Capitulare Karls des Großen. Rainfarn (lateinisch Tanacetum) wurde früher bei Wurmerkrankungen eingesetzt, allerdings rufen größere Mengen als 1 bis 3 Gramm Rainfarn Vergiftungserscheinungen hervor, so dass man heute im Falle von Wurmerkrankungen auf andere, wirkungsvollere und harmlosere Mittel zurückgreift. Verbreitet war auch seine Verwendung gegen Ungeziefer. Eine Waschung sollte Flöhe und Kopfläuse vertreiben. In der Tierheilkunde wird der Tee Kälbern und Kühen bei Durchfall verabreicht. Als Breiumschlag soll Rainfarn bei Quetschungen, Rheuma und Krampfadern helfen. Die Laubblätter können Hautreizungen verursachen. Rainfarnöl ist ein starkes Gift, dessen innere Anwendungen nicht unbedenklich sind, weil sie zu Allergien und Vergiftungen führen können. Eine Studie von Álvarez und anderen von 2010 zeigt, dass Extrakte aus dem Rainfarn in der Lage sind, in vitro Herpesviren zu hemmen. Für den antiviralen Effekt scheinen unter anderem die darin enthaltenen Substanzen Isochlorogensäure (3,5‑Dicaffeoylchinasäure) (3,5‑Dicaffeoylquinic acid (3,5‑DCQA)) und Axillarin verantwortlich zu sein.
Quelle Wikipedia:
Illustration:
Foto: Unsere Rainfarn Pflanze (2021)
Unser Rainfarn:
Wir haben unser Rainfarn am Feldweg gefunden, als kleines Pflänzchen. Es sah anfänglich sehr klein und kümmerlich aus und hat sich im ersten Jahr (2019) auch schnell zurück gezogen. Aber im nächsten Frühjahr kam es wieder und mittlerweile ist es schon eine sehr stattliche Staude. Die hat im Sommer 2021 auch locker ihre 160cm Wuchshöhe erreicht und üppig geblüht. Bei vielen Insekten ist sie offensichtlich sehr beliebt.
Wir möchten mal testen ob die Beschreibungen, dass Rainfarn den Kartoffelkäfer vergrämt und man das Kraut da zum mulchen verwenden kann funktioniert. Oder ob wir mal das Glück haben eine der sehr hübschen Raupen des Rainfarn-Mönch (Cucullia tanaceti) dort zu finden.
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